So sind die Zeiten, alle schreien nach Transparenz von denen die keine geben wollen und jene die keine geben muessten, geben sie. Es bricht mir das Herz. Vor zwei Tagen ist eine zwei-jaehrige hier auf GC in einem Wasserpark in Taurito ertrunken. Diese Nachricht an sich schloss einen dicken Knoten in meinem Hals. Und natuerlich folgt die Frage wie sowas passieren kann. Moeglichkeiten gibt es tausende. Aber was heutzutage daraus durch die Flexibilitaet der Sozialen Medien gemacht wird, ist schon sehr zum kotzen. Es geht damit los das unterhalb der Nachricht in eine TikTok Video die "Ich habe gehoert..." Kommentage zu lesen sind. Solche Kommentare sollte eine kuenstliche Intelligenz als Filter von vornherein direkt nach dem publizieren loeschen. Dann stellt sich heraus das die kleine von ihren 80 bis 90 jaherigen Grosseltern beaufsichtigt war, bzw. fuer ein paar Minuten eben nicht beaufsichtigt war. Somit richtet sich der Hass gegen die Eltern. Meine Gedanken waren sofort das die Eltern wahrscheinlich arbeiten mussten und einfach niemand anderen hatten. Es sollte sich bestaetigen.
Dann taucht ein Video auf in dem eine Muslime mit Kopftuch erklaert was tatsaechlich vorgefallen war um den bereits eben erwaehnten fake-fakten-news entgegen zu steuern. Ich erwaehne die Religions-Angehoerigkeit nur weil sich prompt Kommentare vorfinden die sich gegen ihre Religion richten und die zwei-jaehrige ploetzlich neben-Thema war. Diese Frau war mit ihrer Familie im Park und ungluecklicher- gluecklicherweise war sie gerade dabei ihre Familie im Wasser zu filmen als ihr das floatende Maedchen im Bild erkennt. Sofort rennt sie los und holt die kleine aus dem Wasser waehrend sie nach den Bademeistern schreit.
Und genau hier kommt ein weiterer Risiko-Faktor mit ins Spiel der auf Gran Canaria gerne kleingeredet wird. Die Bademeister. Das man als Bademeister in einem vollem Wasserpark die Uebersicht verliert, sollte nicht passieren, kann aber passieren. Das dann aber drei Bademeister nicht faehig sind Wiederbelebungsmassnahmen an einem Kleinkind durch zu fuehren ist auf dieser Insel leider nichts ungewoehnliches. Gleiches gilt fuer Wiederbelebung eines Erwachsenen. Denn: das erste Geld verdienen sich hier viele durch Tourismus-Jobs und eine der einfachsten ist ein drei-taegiger Kurs als Bademeister. So ist es normal das in den gesamten Freizeitparks und Hotels jugendliche als Bademeister jobben die dem Ernstfall nicht gewachsen sind.
Ich erinnere mich an einen Schwimmkurstag von Milo. Im Nebenbecken wurden ein dutzend jugendlicher und Erwachsene zum Bademeister ausgebildet. Die erste Woche ist die Praxis dran, dann folgen drei Tage Theorie. Fuer besagten Schwimmkurs erscheint dann ploetzlich eine junge Dame die locker 150Kg auf die Waage bringt. Lange Fingernaegel, geschminkt und die Haare hoch toupiert. Nur ein viertel der Haare konnten so durch die Schwimmkappe bedeckt werden, woraufhin der Lehrer sie bittet sie sich richtig aufzusetzen. Sie weigerte sich ihre Frisur zu ruinieren. Spaetestens da war ihr Gewicht dann fuer mich doch ein Faktor des "Die wird Bademeisterin?"-Hasses. Verstaendlicher wurde das ganze fuer mich dann als sie dem Lehrer erklaerte das sie das nur macht weil sie den Kurs vom Arbeitsamt aufgebrummt bekommt. Woran man mal wieder sieht wie gut das System nicht funktioniert wenn Menschen nicht mehr sind als Zahlen.
Nun gut. Zurueck nach Taurito und dem Unglueck der 2jaehrigen. Die Mutter hat heute ein Video publiziert. Voller Hass und mit Hals-In-Nacken erklaert sie das das eben nur ein Unfall war. Nicht mehr. Eine unglueckliche Anreihung an Dingen die so nicht passieren duerften. Sie nimmt, zu recht, ihre Eltern in Schutz. Wenn man niemand anderes hat, dann muss man auf jene zurueck greifen die da sind. Gerne da sind. Und man darf ueber all dem nicht vergessen das hier auch zwei Grosseltern ihr Enkelkind verloren haben. Die Mutter fasst die Fakten dann kurz zusammen: die Bademeister sind nicht richtig ausgebildet und der Krankenwagen-Zugang war abgeriegelt und der Schluessel nicht auffindbar. Das sind die einzigen wirklichen Gruende warum so eine Tragoedie endet wie sie endet. Vielleicht war alles eh schon zu spaet, aber es zeigt eben auf wie hier auf Gran Canaria der Tourismus hinter den Kulissen funktioniert.
Die Kanaren, mit ihrer Leichtfuessigkeit, werden stets mit einem Spruch in Verbindung gebracht: "No pasa nada." - Da wird schon nichts passieren. Und dann schmeisst man direkt hinterher "No pasa nada. Hasta que pasa algo." Es passiert nichts, bis dann eben was passiert.
In diesem Fall hat eine 2jaehrige ihr Leben verloren. Und die Eltern muessen sich dafuer auf TikTok und Co. rechtfertigen. So sind die Zeiten. Heute.